Unerwartet schwierig ist es doch meine innere Uhr umzustellen auf die hiesigen Zeiten. Ist es nun eine Altersfrage oder liegt es an der Jahreszeit? Jedenfalls war ich schon wieder um 3 Uhr nachts wach. Gut, am Abend vorher waren wir sehr früh im Bett, aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, mein Kopf hätte noch bis wenigstens 5 Uhr gepennt. Also habe ich die stille, frühe Zeit halt genutzt, die Bilder des gestrigen Tages zu sichten. Den Text dazu konnte ich noch beginnen. Dann wurde auch Anni wach. Wir beschlossen, uns noch einmal das tolle 1,99 Dollar - Frühstück anzutun. Helga und Auvo schliefen noch im Nachbarzimmer und hatten schon am Abend vorher gesagt, dass sie Frühstück ausfallen lassen wollten. Wir also runter ins Casino, wo schon wieder viele Nacht - Menschen saßen und zockten. Auf nüchternen, knurrenden Magen ging mir das Geklingele der Spiel-Automaten eher auf den Wecker. Unsere Lebensgeister wurden allerdings schlagartig wieder lebendig nach Kaffee, Eiern und Hash-Browns. Wir waren sogar so kess, anschließend einen 10-Dollar-Schein in einen 25-cent-Automaten zu werfen, um einen Eimer voll „Quarterles“ raus zubekommen. Nein, spielen wollten wir nicht, nur die 25-Cent-Münzen kontrollieren, ob da für unsere Sammlung neue Stücke dabei waren. Uns fehlen noch: Colorado, Nevada, North- und South-Dakota. Natürlich gibts bis 2008 noch weitere neue dazu. Wir wurden fündig. Danach stellten wir uns brav an der Kasse an, um den Rest wieder umzutauschen. Hinter uns stand an einem 1-Dollar-Automaten ein sehr alter, schwarzer Mann mit gebeugtem Rücken und holte gerade seinen Gewinn aus der Schale. Ein bisschen sah er aus wie aus „Onkel Toms Hütte“. Wir fragten uns, warum er sein sicher nicht üppiges Geld hier verspielt. Da wir an der Kasse warten mussten, hatte er Zeit, sich hinter uns anzustellen. Zufällig warf ich Anni noch ein „Quarterle“ in ihren Becher, das noch in meiner Tasche steckte. Der alte Mann sah das und warf Anni ebenfalls einen 1-Dollar-Token in ihren Becher und lächelte uns mit zahnlosem Mund an. Ich nahm den Token heraus, und der Mann sagte mir, ich solle ihn verspielen an dem mittleren 1-Dollar-Automaten. Eigentlich wollte ich das gar nicht - machte ich dann aber doch. Er sah mir zu, und da ich natürlich nichts gewonnen hatte, gab er mir noch einen zweiten Dollar und sagte, ich solle mein Glück ein zweites Mal versuchen. Ich gewann natürlich wieder nichts. Er lächelte mich an und murmelte so was wie -“hast halt kein Glück gehabt“. Ich fand diesen Vorfall bemerkenswert. Da schenkt uns ein alter, sicher nicht reicher Mann, einfach so 2 Dollars... Wieder begann ein sonniger Tag. Sieht toll aus, wenn die Sonne über die Berge kommt und alles in blendendes Licht taucht. Das Aus-checken im Hotel, das Einladen unserer Taschen in unser Auto war schnell getan, und so fuhren wir dann gegen 7:00 Uhr wieder los. Da wir unser nächstes Hotel, das neue „South Coast“ erst ab 3 Uhr beziehen konnten, wollten wir eine kleine Tour zum Red Rock Canyon machen und von dort den „Charleston Blv.“ in Las Vergas runter fahren, vorbei an Geschäften, Cafe´s, Supermärkten, Restaurants bis letztendlich hin zum Hotel. Das weiche, morgendliche Sonnenlicht verschönt die Berge hinter Las Vegas. Und so wirkte der doch kleine Red Rock Park bombastischer als er eigentlich ist. Der sonntägliche Betrieb war enorm, und es machte Spaß, vielen Kletterern in den roten Felsen zuzusehen. Ganz oben, auf dem höchsten Gipfel dieser roten Sandstein-Welt stand ein Mann. Ich weiß nicht, wie er da rauf gekommen ist, denn es ist dahin ziemlich weit, hoch, steinig und fast nicht schaffbar ohne Klettern. Aber er hat sich bestimmt gefühlt wie Napoleon. Er stand ganz lange dort oben. Er machte viel Freude, durch diese Landschaft zu fahren, zumal das für Helga und Auvo eine völlig neue Welt ist. Die Begeisterung über die Natur ist unübersehbar. Wir freuten uns trotzdem gegen 12:00 Uhr, die Weiterfahrt Richtung Las Vegas wieder antreten zu können. Auvo und Helga essen ja nicht viel, aber die beiden hatten endlich mal Hunger. So fuhren wir als erstes zum „Chinesen“. Anni und ich waren dort schon einige Male, und es hat uns immer dort sehr gut geschmeckt. Es gibt so wahnsinnig viele verschiedene Gerichte zum Ausprobieren, das Restaurant selbst ist immer rappelvoll und alles läuft eigentlich wie am Schnürchen ab trotz der Menschenmengen. Und preiswert auch noch – 5,99 Dollar in der Woche und 7,99 Dollar am Sonntag – da gibt es frische Shrimps bis zum Abwinken. Also der richtige Platz für uns. Das ganze hatte nur einen Haken. Als wir fertig waren mit unserer Völlerei, kam diese Müdigkeit – Sie wissen schon, die - in der die eine Gehirn-Zelle, die man so hat, aus dem Kopf in den Bauch wandert, um zu arbeiten. Wir waren müüüüüüde... Und da es bald drei Uhr nachmittags war, gingen wir noch einmal kurz nach Wal-Mart Kleinigkeiten einkaufen und dann ab zu unserem neuen Hotel. Mit anderen Worten, der (Auto)-Bummel durch das Viertel „Summerlin“ mit all seinem „anderen“ Las Vegas fiel aus. Im Casinohotel South Coast angekommen, checkten wir ein und bekamen Zimmer in der 7. Etage. Ein schönes, betriebsames Hotel mit Gewusele an allen Automaten und Spieltischen. Wir hatten eher das Problem, dass wir unser Gepäck nicht selbst aufs Zimmer bringen konnten. Das „Self-Parking-Parkhaus“ liegt ein bisschen ungünstig, weil wir mit Sack und Pack durch´s gesamte Casino hätten laufen müssen – und das ohne jegliches Transport-Wägelchen. Ein separater Hintereingang zum Hotelbereich wäre sicherlich hilfreich gewesen. So fuhren wir den PKW eben vor den Haupt-Eingang, ließen unser Gepäck ausladen und es vom Gepäckboy auf die jeweiligen Zimmer bringen. Teuer (Tip) und zeitaufwändig. Fürs nächste Jahr werden wir dafür eher einen separaten kleinen Gepäck-Trolley mitnehmen, und das gesamte Hauptgepäck eben im Auto lassen – wider besseren Wissens. Wird ja wohl alles bewacht sein... Da wir am nächsten Tag ab 6:00 Uhr morgens unseren Trip ins „Death Valley“ machen wollten, waren wir alle vier der Meinung, den Tag auslaufen zu lassen. Anni und ich sind nicht einmal mehr runter ins Casino gegangen. Ein Absacker-Bierchen und ab ins Bett. Anzumerken bleibt, uns allen macht wider Erwarten doch die Zeitumstellung zu schaffen, wir haben in Jean keinen W-Lan-Internet-Anschluss (nur AOL wäre möglich gewesen.) gehabt und werden jetzt hier versuchen, alles in die Reihe zu bringen, um endlich unsere ersten Bilder und Berichte einstellen zu können. Hier in diesem Casino-Hotel gibt es entweder einen Netzwerk-Anschluss oder Wireless. Beides hat einen separaten Code, der über das TV-Menü abgerufen werden kann. Es kostet für volle 24 Stunden 10,99 Dollar – angemessen bei den sonstigen Internetcafe-Preisen hier. Unser Zimmer ist üppig, hat einen riesigen TV an der Wand hängen. Leider ist unser Zimmer nicht mit Wüstenblick sondern mit Blick auf die gelbe Wand des Nachbargebäudes. Aber wen interessiert in einem Casino-Hotel schon das draußen...
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