Und wieder begann ein weiterer Sonnentag. Heute morgen waren wir alle früh auf den Socken. Die Nacht war wieder lausig kalt gewesen, und die laut rappelnde Heizung packte es nicht, eine vernünftige Temperatur hinzukriegen. Das dünne Bettzeug tut sein Übriges. So habe zumindest ich heute Nacht in meinem Pullover geschlafen und die Socken wieder angezogen. Um 7:30 Uhr gingen wir frühstücken – zu Dennys. Es war wieder ein Gedicht nach all den „Continental Breakfast´s“ der Hotels. Endlich mal wieder morgens mit Geschmack satt werden. Unsere Fahrt ging anschließend direkt Richtung Flagstaff/Grand Canyon. Es war eine entspannte Fahrerei. Heute ist Samstag und außer den Truckern war niemand groß unterwegs. Unsere (South-Rim) Grand Canyon-Tour begann am „Desert View“ und endete am „Hermit´s Rest“. Wer schon einmal die Tour gefahren ist, weiß, dass es eine unverwechselbare Traumtour ist. An jeder Ecke wechselt das Licht im Canyon und zaubert neue Bilder. Und man kriegt nie genug vom Gucken und Knipsen. Obwohl es eigentlich nur schlappe 32 Meilen sind vom Desert View, dem äußersten Punkt bis Village brauchten wir doch fast zwei Stunden. Dann noch ein Besuch am Rim, dann das Visito-Center und dann weiter durch das eigentliche Village mit seinen ganzen Hotel-Lodges runter bis Hermit´s Rest. Diese Strecke ist mit dem eigenen PKW nur zwischen dem 1.12. und Ende April befahrbar, sonst nur mit dem Shuttle. Auch hier eine prachtvolle Canyon-Welt, auch wenn die Schatten länger wurden und Bilder-Details bläulich wirken. Dass wir da "runter" gefahren sind, hing eigentlich damit zusammen, dass wir unbedingt das neu gebaute und teilweise angeblich geöffnete Hufeisen (die künstliche Plattform liegt im Westcanyon, der nur organisiert oder mit Allrad zugänglich und gebührenpflichtig ist. Siehe Text 3.12.2006) ) über den Grand Canyon besichtigen wollten. Aber irgendwie scheinen wir da im falschen Film gewesen zu sein, als wir dachten, zwischen Norden und Süden läge links der Westen. Hier wird nix gebaut. Und selbst unsere Infos halfen uns nicht weiter. Auf die Idee mal im Visitor Center nachzufragen, kamen wir leider nicht. Und so blieben uns nur traumhaft schöne Ausblicke und die Uhr – die uns mitteilte, dass in 20 Minuten das (Sonnen-) Licht ausgeknipst wird. So machten wir uns auf die Socken in Tusayan, um ein Dach über dem Kopf für die Nacht zu finden. Mittlerweile war es ziemlich duster, obwohl es erst 4.15 pm Uhr war ,und so fuhren wir kurz entschlossen das „Qualitiy Inn“an, wohl wissend, dass heute Samstag ist und es möglicherweise teuer wurde. Aber siehe da, mit 81 Dollar plus Tax (mit ADAC-Tripple-Rabatt) wurden wir gut bedacht. Immer noch teurer als üblich, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Danach schafften wir es sogar noch, die 4:30 Uhr Show über den Grand Canyon im gegenüberliegenden IMAX-Theater zu erreichen (12 $ Eintritt - Hotelgutschein über 6 $ erhalten für Eintritt/6 Personen) . Anschließend bezogen wir unsere Zimmer, die groß, gut, ruhig, komfortabel und warm sind – was Kälte angeht, sind wir jetzt sensibler. Danach gingen Anni und ich auch noch ins gegenüberliegende Steakhaus für ein anständiges Essen nach all den Diät-Tagen der letzten Woche. Ich kann da nur sagen: SUPER! Und so richtig nach meinem Geschmack. Das sind dann die Tage, an denen ich gerne Amerikaner wäre. Ein Raum – ziemlich duster, aber komplett aus Holz, die Tische für Cowboys gemacht und aus der Musikbox Countrymusik von Clint Black. Ihre Sättel haben die Cowboys allerdings vorne am Eingang abgegeben, und diese hingen dort nun sehr dekorativ über einen Balken. Cowboys und -girls als Bedienung und alles ziemlich zünftig mit Kerzen in roten Bechern auf dem Tisch und das unvermeidliche Eimerchen mit Butter. Mit der Speisekarte in der Hand wurden wir an einen Tisch in der Nähe des prasselnden Kaminfeuers geleitet – neben uns zwei reinrassige Cowboys an ihrem Tisch. Unsere Bedienung, die eine Weile später kam, wäre ein Foto wert gewesen: null Po in der blauen Jeans, ein fröhliches Bierbäuchlein, ein rotes Hemd, ein weißer Cowboyhut und Stiefel, die runtergeschnitten waren bis zum Knöchel und die beim Gehen quitschten und aus der blauen Jeans herausragten. Und sie sprach so, wie ich es liebe – kurz und knapp. Dialog: Hi, Drink? Bier. Local-Bottle? Yes. Eat and What? Cowboysteak. Medium and for two? Yes. Ok Ladies. Wir bekamen einen tollen Salat als Vorspeise, fast 400 Gramm tolles Fleisch, eine Ofenkartoffel, ein Brötchen, einen kleinen Maiskolben und ein Schüsselchen Bohnensuppe. Ich weiß nicht, ob ein Cowboy davon satt geworden wäre. Für uns war es einfach zu viel, aber lecker. Das Bier ist ja „local“ und heisst sinnigerweise „Rattlessnake“ -also Klapperschlange. Da wir Ladies sind, bekamen wir ein Glas dazu – ein Einmachglas ohne Deckel - aber mit Griff. Gut, es hat uns alles in allem 50 Dollar gekostet, aber wir sind nicht nur piepesatt, sondern wir hatten unseren Spaß. Im Hotel hatten wir uns mit Auvo und Helga für einen späteren Zeitpunkt am Hotelkamin verabredet. Die beiden wollten anstatt Essen zu gehen, lieber noch ein bisschen „Füsse vertreten“. Aber ich denke, sie wären nach unseren Erzählungen dann doch gerne mitgekommen. Weniger wegen dem Essen, sondern wegen der Atmosphäre. Morgen werden wir so gegen 9 Uhr aufbrechen. Unsere Reise geht jetzt etwas ruhiger weiter die Route 66 entlang nach Kingman. Wir liegen gut in der Zeit und müssen nicht hetzen. Alle wirklich großen Sehenswürdigkeiten sind jetzt „durch“ und jetzt fängt das "Vergnügen" an. Morgen werden wir erst einmal in Kingman über Nacht bleiben...
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