Tag 075

4. Mai - Tag 75 in Kanab
Der Tag beginnt wieder sonnig, und das eigene Frühstück schmeckt bestens. Als erstes steht
der Rundgang durch die Stadt an. Und ich kann Ihnen sagen, Kanab habe ich völlig falsch eingeschätzt. Kanab ist ein ehemaliges Fort, das allerdings bereits 2 Jahre nach seinem Bau
1867 wieder verlassen wurde - zu viele Tote. 1874 wurde Kanab von den Mormonen wiederentdeckt. Der Ort liegt günstig für Touristen, die zwischen den Nationalparks pendeln,
und man kann halt relativ preiswert übernachten.
Kanab nennt sich auch „ Little Hollywood", und die Einwohner hüten Ihre Cowboy-
Geschichte fast eifersüchtig. John Wayne - mein Obercowboy, hat hier seine meisten Filme
gedreht, auch seinen letzten Film. Auch Clint Eastwood hat sich hier seine ersten Sporen
verdient, ebenso hat Steve McQueen hier seine ersten Rollen gespielt und noch viele andere,
die z.T. gar nicht mehr leben oder nur eingefleischten Western-Fans bekannt sind. Da hier
mehr als 200 Kino- und TV-Filme gedreht wurden, dreht sich auch heute immer noch alles
um den „wilden Westen" und seine Stars. Hier gibt es viele originale Autogramme zu kaufen
oder komplette Western-Klamotten- modern und/oder aus der guten alten Zeit. Und natürlich
stehen überall alte Requisiten von Westernfilmen ´rum. In einem Lokal findet allabendlich
eine Westernshow statt, und die Ausstattung und die Atmosphäre in diesem Lokal wirken
authentisch. Gleichzeitig ist der angeschlossene Teil ein kleines Museum mit Häusern und
Requisiten diverser Filmszenen. Ich kam mir vor wie in Hollywood ☺, war nur billiger hier.
Es gibt hier auch immer noch einige Hotels/Motels, die früher von den Stars benutzt worden.
Vorne weg das „Parry Motel". Dort hat John Wayne wohl sein Hauptquartier gehabt, und ich
kann mir lebhaft vorstellen, wie es da damals so gelaufen ist, nachdem ich die
Lieblingskneipe von ihm und den anderen Stars besichtigt habe. Der Besitzer meines Motels
gehört auch noch zu den Alten von damals. Auch sein Büro wird geziert von sehr, sehr vielen
Autogrammen. Auf einigen ist er mit drauf, als ein sehr junger Indianer. Später muß er dann
doch Cowboy-Rollen gehabt haben, sein Gang und sein Aussehen erinnert mich an einen echten Cowboy.
Zur Ehrenrettung muß ich allerdings sagen, auch moderne Regisseure und Stars kommen
immer mal wieder in Kanab vorbei. Im Visitor Center hängt ein Plakat mit einem Film von John Travolta.
Am Nachmittag bin ich zur „Moqui-Höhle" gefahren, ein paar Meilen „straight ahead". Nein,
keine Cave, sondern schlicht und einfach ne Kneipe von früher mit einem Raum voller
Barhocker und einer langen Theke und nebenan eine riesige Tanzdiele.
Ist praktisch gewesen, es war immer angenehm kühl dort. Der Besitzer war R. Chamberlain,
der Oberstatist aller Westernfilme und guter Kumpel von Ronald Reagan. Urkunden und
Preise belegen dies und auch ein Schreiben aus dem weißen Haus. Dazu jede Menge Fotos in
allen möglichen Rollen - auch Indianerrollen. Dazu war er in seiner Jugend ein großer
Football-Star, bevor er umgesattelt hat. Die wirklichen Schätze seiner Höhle hat er erst viel
später gefunden. Dinosaurier- Tracks und Spuren von Ureinwohnern in Form von Keramik
und Werkzeug. Und seine Tanzdiele ist von Natur aus leuchtend, so als wäre bei uns eine
lilafarbene Lichtröhre an. Sein Sohn führt nun das Erbe weiter, und ich muß sagen, mit viele
Liebe und Engagement. Falls Sie über die US89 in den Süden fahren oder umgekehrt -
nehmen Sie sich die Zeit für einen Abstecher. Das Städtchen Kanab hat was. Und die Höhle
auch - kostet 4 Dollar Eintritt. Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, meine Eindrücke
zu verarbeiten, die Bilder auf den Rechner zu laden und eine kleine Shoppingtour zu
unternehmen. Ein bisschen was musste ich dann doch haben. Ein Bierchen habe ich dann
doch in der namenlosen Lieblingskneipe von John Wayne getrunken. Später kam dann ein
Bus mit Touristen für die Cowboyshow, und ich bin zurück zum Motel.
Morgen heißt es früh aufstehen, der Tag wird lang. 275 Meilen stehen an - und Bryce Canyon.



Kanab 2004 



Tag 074
Tag 076