Tag 021

11. März - Tag 21 New Orleans und Umgebung
Wieder erwartete mich ein wolkenloser Tag. Heute wollte ich am Missisippi bis runter zu Mündung fahren. Ich dachte, das müsse wohl toll sein. Aber das war es nicht, und ich habe nach kurzer Zeit die Tour abgebrochen. Vom Mississippi sah man überhaupt nichts. Stattdessen Army-Gelände und Industrie und das wars - auch wenn die Strasse „ Belle Chasse" - hieß. Da ein recht hoher Damm den Fluss begrenzte, war mir die Zeit zu schade, vielleicht doch ein „Aha-Erlebnis" zu finden.
Stattdessen bin ich eine Ecke weiter in den „ Jean-Lafitte-Naturpark" gefahren. Schön war,
dass es sehr viele Trails - sprich Wanderwege - in doch recht unberührter Natur gab und
wenig touristische Marktschreierei bzgl. Swamp-Touren etc... Anders war, dass der Wald voll
mit kniehohen Fächerpalmen war und an anderen Stellen alles gelb blühend leuchtete. Das
wars und ich fuhr zurück ins French-Quarter von New Orleans.
New Orleans ist meine Traumstadt. Ich liebe die Atmosphäre, das menschliche Multikulti-
Gemisch auf den Straßen, die gelassene und heitere Stimmung. Natürlich gibt es auch hier
eine „ Canal-Street", wo das Leben tobt - aber 10 Schritte weiter ist man bereits im French
Quarter, und da gehen die Uhren dann wieder anders. New Orleans ist natürlich auch eine Business-Stadt,
aber irgendwie ist es nicht so wie anderswo - alles gemächlicher. Für mich persönlich liegt das besondere Flair dieser Stadt im French Quarter.
Meine unverbindliche Empfehlung: Bummeln Sie mal ganz geruhsam durch die
Nebenstraßen, und bewundern Sie die wunderschönen Häuser und Balkone. Oder lauschen
Sie den Saxophon-Klängen in irgendeinem Lokal, Hinterhof oder direkt life auf der Straße.
Schauen Sie sich um, mit wie viel Liebe dort alles gepflegt, gepinselt und gemauert wird.
Oder gehen Sie zur „Decatur-Street" und setzen Sie sich in eines der großen Straßencafe´s.
Wenn es Ihnen lieber ist, nicht weit entfernt, gibt es ein Hardrock-Cafe und dem gegenüber -
fast unscheinbar - eine kleine Brewery. Dort sitzen Sie an blankgescheuerten Tischen, hören
eine tolle Jazz-Kapelle und sehen durch lange Kupferrohre Ihr Bier direkt ins Glas laufen.
Die Bourbon Street - die „Hauptstrasse" lebt erst richtig auf, wenn es draußen dunkel wird.
Hier ist Kneipe an Kneipe, Restaurant an Snackbude und Souvenirladen an Hotel. Gehen Sie
ruhig mal rein in die kleinen und weniger lautstarken Kneipen - und wenn Sie Glück haben,
finden Sie eine Kneipe, in der noch echte Cajun-Musik gemacht wird. Kleine Bühne, 2-3
Mann, Fiedel, Waschbrett und der Bass mit Kordel und Sandeimer als Resonanzboden - DAS
BESTE für mich. Die älteste und beste Jazz-Kneipe sieht tagsüber mächtig gammelig aus,
aber wenn abends dort geöffnet wird, geht´s rund. Jazz vom Feinsten. Und Sie werden
unwillkürlich mitswingen und mitsummen - verspreche ich Ihnen. Und nichts macht mehr
Spaß als oben auf den Balkonen von Restaurants zu sitzen und den Leuten unten auf der
Straße zuzusehen. Oft sind Straßenmusiker von irgendwoher gekommen, dann wird ein Stück
Straße abgesperrt, und die Jungs machen Musik. Und kaum zu glauben: hier wird Bier auf der
Straße getrunken - sonst undenkbar in Amerika!
Ebenso empfehlenswert aus meiner Sicht: eine Stadtrundfahrt. Allein die Friedhöfe mitten in
der Stadt sind eine Tour wert. Alt und groß, gemauert und in Marmor und immer in „Grab- Häuser-Form".
Dies ist kurios entstanden. Da früher während der Regenzeit der Mississippi
über die Ufer getreten ist und alles mächtig überschwemmt hat, hat man die Toten in diesen
hohen Grabhäusern in der Mitte eingemauert, damit sie einerseits nicht überflutet und
andererseits in der Hitzezeit nicht von der Sonne verbrutzelt wurden. Erlebenswert ist auch
eine Tour mit den Schaufelrad-Dampfern über den Mississippi. Es ist einfach ein Gefühl wie
„ vom Winde verweht", und die Musik der bordeigenen Kapelle tut ihr übriges. Dazu ein
Besuch in den alten Stadtvierteln der „besseren Leute" wie z.B. der „Garden-District".
Und natürlich ist auch das Aquarium ein Abenteuer. Es gibt nur 2-3 andere in ganz Amerika, die
meiner Meinung nach qualitätsmäßig mithalten können. Wer sich also dafür interessiert, es
kostet dieses Jahr 16 Dollar, und einen Gutschein über 2 Dollar Rabatt gibt es auch im Hotel.
Vielleicht noch was zur Küche: da hier alles „ französisch-lastig" ist aus alten Zeiten, wird
natürlich diese Tradition nicht nur in französischen Bezeichnungen, sondern auch in der
Küche gepflegt. Cajun- Küche ist die Spezialität vor Ort. Ich könnte viel dazu schreiben, aber
darüber gibt es fachliche Bücher. Nur soviel: dieser Stil ist „spicy". Eine weitere Spezialität ist „ Po-Boy". Bevor ich wusste, was es war, dachte ich alles Mögliche: aber es ist ganz harmlos und eher amerikanischen Ursprungs! Es handelt sich um ein ca. 1 Meter langes Baguette, das längst aufgeschnitten und so voll geklatscht wird mit Salatblättern, Wurstscheiben, Käse und Soße, dass alles seitlich wieder rausquatscht. Der Po (or)-Boy, der dieses Baguette-Gummigeier-Gebilde dann essen muß, ist wirklich ein „armer Kerl".



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