Ost-AUSTRALIEN und Outback 1985
Vorwort: Schon das erste mal als ich über Australien bewusst etwas gelesen habe, fand ich dieses Land faszinierend. Der Artikel war ein „Anwerbe-Artikel“ für deutsche Bürger, die sich dort eine neue Heimat aufbauen wollten. Unter anderem befasste sich die Landesbeschreibung auch mit der Stadt Alice Springs – dem Mittelpunkt von Australien, dem Ayers Rock und dieser unendlichen Weite und Einsamkeit im Herzen Australiens. Und dass man es gerne sähe, wenn mehr Menschen nach Australien und auch speziell ins „Outback“ kämen. Dazu würde man großzügig Visa erteilen und einen Arbeitsplatz beschaffen. Ich war damals 18 Jahre alt und ein sehr spontaner Mensch. Ich schrieb also an die Botschaft von Australien und wollte ganz gezielt nach Alice Springs, ins rote Herz von Australien. Was für ein Job mir da geboten würde, war mir eigentlich egal. Und tatsächlich erhielt ich ein paar Wochen später Antwort. Man bot mir eine kostenlose Schiffspassage an mit einem ebenfalls kostenlosen Englischkurs an Bord und einer Arbeits-Stelle in Alice Springs im Krankenhaus. Dazu ein Apartment für das ich nicht bezahlen brauchte und für eine Weile so eine Art „ Überbrückungsgeld“. Klang ganz super und ich war hellauf begeistert. Ich überlegte schon, was ich alles mitnehmen und wem ich von da schreiben wollte. Die Sache hatte nur einen Haken: zu meiner Zeit wurde man erst mit 21 Jahren volljährig und die Papiere die ich ausfüllen musste um alles klar zu machen, mussten eben „vom Erziehungsberechtigten“ mit unterschrieben werden. Meine Mutter traf fast der Schlag als ich damit ankam und ein paar Wochen lang herrschte zu Hause Chaos, Tränen, Ärger, Unverständnis, Ausgehverbot und all die anderen Begleiterscheinungen, die dann so fällig werden. Kurz und gut, mein Traum blieb ein Traum. Und das Leben ging weiter. Nur Alice Springs habe ich nie vergessen und ich schwor mir, irgendwann fahre ich da mal hin. 1985 war ganz plötzlich der Wunsch wieder da. Allerdings nicht via Auswanderung sondern einfach als Urlaubsreise. Und wie das Leben so spielt, zu dieser Zeit hampelte ich mit einer verschleppten Lungenentzündung rum und hatte viel Zeit, da ich weder arbeiten, noch das Haus verlassen durfte. Also hatte ich wahnsinnig viel Zeit meinen Traum in Planung zu nehmen. Damals war es allerdings sehr schwer, irgendwelche Unterlagen oder Bücher oder gar Reisebeschreibungen über Australien zu bekommen. Und Internet gab es noch nicht. Von der Botschaft erhielt ich ein Büchlein, in dem auch eine Landkarte war. Von der Fluggesellschaft Quantas erhielt ich als Flugpläne, sog. ABC-Bücher- dicke Wälzer, in denen ich mir die Flüge zusammenstellen konnte. Auto- und Hotel-Buchungsunterlagen besorgte mir ein Reisebüro. Und so plante ich 4 Wochen lang was man machen könne, was man sehen müsse, welche Fortbewegungsmöglichkeiten man nehmen solle und so weiter. Ein mühsames Unterfangen, aber ich habe es geschafft. Auch das übliche Theater mit der Visumsbeschaffung hatte ich im Griff. Da man wetterbedingt in unseren Sommerferien fahren sollte, dann ist dort am unteren Ende der Welt Winter, fragte ich Anni, ob sie mitfahren wolle. Und so machten wir unsere erste große Abenteuer-Reise nach Australien.
Planung: Ich denke, meine Planung ist längst überholt im Zeitalter von Internet, aber vielleicht macht es dem einen oder anderen Spaß nachzulesen, wie und was da damals so abging. Natürlich haben wir ein bisschen Tagebuch geschrieben, aber viel Erinnerung oder spezielle Empfehlungen wären nach so einer langen Zeit out. Wenn Sie also Lust haben, dann lesen Sie einfach das, was noch an Erinnerungen übrig geblieben sind – oder sich später als Highlights herausstellten. Die Bilder dazu entstanden mit Spiegelreflex-Kameras – wie damals üblich – und auf 36mm-Dia-Filmen. Und damals wie heute stelle ich fest, wenn ich die Fotos aus dieser Zeit betrachte, wie landschaftlich toll dieses Land doch ist.
Info über Erlebenswertes: Auch damals schon konnte man eine Menge Infos über die außergewöhnlichen Dinge dieses Landes nachlesen: zum Beispiel, daß die meisten der weltweit seltensten Tiere in Australien leben. Dazu gehören solche Exoten wie der Wombat, das Schnabeltier, die Kasuare, die Kurzkopfgleitbeutler –welch ein Name – das ist ein kleines süßes Tierchen das von Baum zu Baum springen kann, verschiedene Arten von Känguruhs, Koalas, der Kookaburra –auch lachender Hans genannt, der eigentlich der größte Eisvogel der Welt ist, Tausende von weißen und schwarzen Kakadus – sind dort in Mengen wie hier die Spatzen, und immer in Gruppen anzutreffen, Tausende von grünen Wellensittichen in freier Natur, der Kea, der ne besondere Vorliebe für Gummiteile im Auto hat,( wer ihm das wohl beigebracht hat?), Warane aller Art und Größe, Falken, natürlich Millionen von Termiten und nicht nur in freier Natur, australische Hausbesitzer können da ein Lied singen… Und natürlich leben von den 20 giftigsten Schlangen der Welt 17 in Australien. Dazu gehört z.B. der Landtaipan, der 20x giftiger ist als die Kobra, oder die Tigerotter, die 4.giftigste Schlange der Welt. Auch die Baumschlange, die eine besondere „Spezialität“ besitzt: sie beißt mehr und öfter zu, als alle anderen Schlangen zusammen. Und wussten Sie, dass es in Australien den Beruf des Schlangenfängers gibt? Es gibt natürlich bei dieser Vielfalt auch eine Menge harmloserer Schlangen, die eine Vorliebe für Häuser und deren Bewohner haben und nicht selten unter dem Kissen auf dem Sofa auch TV gucken. Da ist dann der Schlangenfänger gefragt! Und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass so mancher Hausbesitzer mehrere verschiedene Schlangen-Hausgäste hat und die wenigsten sind harmlos. Aber wussten Sie auch, dass die Insel Australien jedes Jahr 5 cm nach Norden driftet? Je näher im Laufe der Jahrhunderte Australien ins „Einzugsgebiet“ des Äquators kommt, desto mehr bekommt das Land die Monsun-Ausläufer zu spüren. Und das bringt heute schon wahnsinnig viel Regen in die so genannte „Kakadu-Region“ des Nordens von Australien. Das Great Barrier Reef ist NOCH das längste Riff der Welt mit 2.000 km Länge und 400 verschiedenen Korallenarten. Und der „ULURU“, oder auch Ayers Rock genannt, liegt auch noch 600 Meter tief unter der Erde. Ob er je nach oben kommt, das wissen nur die Zukunft und die Erdbewegungen der nächsten Jahrmillionen. Die längsten Trucks der Welt gibt es auch in Australien – bis 48 Meter lang. Das bedeutet dass 6-7 Stück unserer üblichen Anhänger an einer Zugmaschine hängen. Auch die größten Farmen der Welt liegen in Australien, Größen wie unser Saarland sind dort keine Seltenheit. Dort fliegt man dann mal eben zum Kaffeetrinken bei Tante Klara mit dem eigenen Kleinflugzeug hin – so weit liegen menschliche Behausungen stellenweise auseinander. Und Rinderherden treibt man auch nicht mehr mit den Pferden zusammen, so wie die amerikanischen Cowboys das noch manchmal machen – man nimmt dazu den Helikopter. Und Schulunterricht? Kein Problem. Die Lehrer machen das alles per Funk. Samt fälligen Hausaufgaben. Es gäbe sicherlich noch viel mehr zu schreiben– aber dafür gibt es heutzutage Bücher und das Internet.
Reise: Als Reisezeit hatten wir uns drei Wochen Australien vorgenommen und eine Woche Neuseeland – quasi als Schnupper-Besuch. Geplant war auch, dass wir mit Singapore Airlines nach Singapur fliegen, dort ein sog. „Stopover-Programm“ –sehr preisgünstig! – in Anspruch nehmen wollten, um dann zwei Tage später nach Sydney weiter zu fliegen. Singapur war eine gute Wahl, weil wir damals nicht sicher waren, ob wir jemals noch mal hierher kämen. Wir wohnten im Orchard-Hotel einem 4 Sterne-Hotel, mit zwei 2-Meter-breiten Betten, die wir zuvor in einem Zimmer noch nie gesehen hatten, haben eine kostenlose Stadtrundfahrt mitgemacht, und durften erleben, was Singapur so attraktiv macht. Das „Raffles-Hotel“, diverse Parks, die Altstadt, den Essensmarkt und natürlich die Einkaufszentren. Das Bier schmeckte auch, aber es war verflixt teuer. Ich erinnere mich noch daran, dass nicht nur der Flughafen, sondern auch die ganze Stadt so was von sauber war, dass es einem eigentlich gar nicht vorkam wie Asien. Der Weiterflug nach Sydney fand am späten Nachmittag statt und wir wurden pünktlich vom Shuttle wieder vom Hotel abgeholt und zum Airport gebracht. Wir kamen nach einem endlos langen Flug am frühen Morgen, so gegen 5:30 Uhr in Sydney an. Gar nicht lustig fand ich, dass der Zoll – bevor wir endlich aussteigen durften – die gesamte Maschine mit Ungeziefer-Vernichtungs-Spray aussprühte. Vorsorglich – falls wir Menschen Ungeziefer eingeschleppt hätten! Aber musste es denn direkt so ein stinkendes – und sicherlich auf nicht ganz ungiftiges Sprühmittel sein? Fast alle husteten ganz fürchterlich und wollten nur noch raus aus der Maschine. Als wir dann auch endlich raus durften, kam erst mal die Zollabfertigung, bzw. Einreiseformalitäten und das ganze Theater mit den Kontrollen. Wer über Amerika und deren restriktive Einreise-Gebräuche stöhnt, war noch nicht in Australien! Oder ist das heute anders? Mehrere Dinge kamen da auch zusammen: erstens – ohne Visum kam man gar nicht ins Land. Zweitens war es noch sehr früh am Morgen und nicht nur die Zollbeamten waren möglicherweise noch müde und daher etwas schlecht gelaunt, und drittens hatten wir alle die Zeitverschiebung in den Knochen und einige husteten immer noch vom Aussprühen. Es waren bestimmt 200 Leute, die sich anstellen mussten und wirklich ausgefragt wurden – und englisch sprechen die da nicht, sondern australisch. Dann wurde das Gepäck gefilzt, nix mit einfach durchgewinkt und ab - und nach all diesen morgendlichen Schikanen standen wir übermüdet und völlig fremd in diesem Traum-Land herum und suchten den Schalter mit den Mietwagen. Aber sooo früh machte da niemand auf und so warteten und warteten wir. Wie ich schon geschrieben hatte, habe ich die Reise mangels Unterlagen so minutiös geplant wie eben möglich. Schließlich hatten wir eine Menge vor und wollten natürlich auch so viel wie möglich „mitnehmen“ in diesen 4 Wochen Urlaub. Und auf dem Plan stand nun mal PKW-Weiterfahrt nach Brisbane, weil wir dort ein Hotel gebucht hatten. Vorher wollten wir noch eben mal einen Park mit Koalas besichtigen, lag ja auf der Strecke. Und schließlich war es ja früher Morgen und uns stand ja auch der ganze Tag dafür zur Verfügung! Was ich bei der Planung natürlich weder bedacht, noch richtig bewertet hatte, war die Zeitverschiebung von an die 12 Stunden vorwärts in die Zeit, gemessen an unserer heimatlichen Zeit. Singapur war zwar auch 3-4 Stunden weiter als Deutschland, aber das empfanden wir nicht so dramatisch, da wir dort auch fast direkt schlafen gegangen waren. Es war ja schon später Abend als wir in Singapur ankamen.
Hier war das allerdings etwas anderes. Um während des Fahrens nach Brisbane nicht einzuschlafen hatten wir sämtliche Fenster auf, das Radio laut an und zusätzlich brüllten wir uns immer wieder gegenseitig an, um ja nicht einzuschlafen. Dazu kam dann |
auch noch die ungewohnte Linksfahrerei. Wie gut, dass wir sämtliche Schutzengel aktiviert hatten und wirklich heil in Brisbane ankamen. Natürlich haben wir den Koala-Park besichtigt und auch noch problemlos unser Hotel gefunden, aber dann war absolut Schicht. NUR NOCH SCHLAFEN! Zuvor hatten wir aber noch das Frühstück für den nächsten Morgen geordert, da wir ja früh wieder losmussten und mit Sicherheit sehr hungrig waren. Aber unsere Zeitplanung ließ keinen Spielraum für länger ausschlafen oder so. Wach wurden wir durch einen lauten Kracher, dem ein Schlurfen folgte. Da alle Vorhänge zu waren, konnten wir nur im Dämmerlicht sehen, dass da was stand und roch. Wir dachten unabhängig von einander an alles Mögliche – von der Schlange über die Maus bis zum Einbrecher, nur nicht an unser Frühstück. Da gab es eine rechteckige Klappe mit Abstellfläche im unteren Teil der Zimmertür – ich dachte ursprünglich, dass das für die Schuhe zum Putzen gedacht war und hatte da auch brav meine Schuhe reingestellt. Aber es war die Klappe, in die das Frühstück gestellt wurde, das man sich aufs Zimmer bestellt hatte. Ob die das von den Engländern der Kolonialzeit abgeguckt hatten?
Jedenfalls waren wir nach diesem Schreck gründlich wach. Wir freuten uns auf unser Frühstück, denn wir waren erwartungsgemäß sehr hungrig. Ich hatte mir Rühreier bestellt und Anni zu ihren Rühreiern noch eine Champignonsoße. Das sah vielleicht aus! Jedenfalls teilten wir uns meine Eier und das Brot und ließen Annis Pampe unberührt stehen. Die weiteren Tage waren Erlebnis pur. Ich kann mich eigentlich nur noch an die Highlights auf dem Weg nach Cairns erinnern: einer endlos langen, dicken Schlange, die auf der Straße lag wie ein Stock und sich wohl sonnte. Endlose Mangroven-Wälder an der Straße mit dem Meer dahinter und dann ein Flug mit einem kleinen einmotorigen Flieger über die unendliche Weite und Schönheit der „Whitsundays“ und bis an den Rand des Pazifiks. Das war damals unser erster Blick auf das beginnende Barrier Reef und niemals zuvor hatten wir dieses Südsee-Feeling so intensiv, wie bei diesem Flug über endlose, schneeweiße Sandbänke vor hellblauem, flachen Wasser und den Palmen und dieser Unberührtheit der Landschaft. Fast kitschig. Übernachtet haben wir in einer Art Hotel-Holzhütte mit winzigem Badezimmer. Heute würde man das als Campingplatz-Hütte bzw. Cabins bezeichnen. Auf dem Weg nach Cairns besuchten wir das phantastische Magnetic-Island und noch die eine oder andere Klein-Insel, die mit Booten touristisch zu erreichen war. Wir waren in Cairns und sind von dort aus noch ein Stück höher gefahren bis kurz vor die Sümpfe. Dort befand sich eine kleine Siedlung in der man hervorragend Fisch essen konnte und wo man sanft ermahnt wurde, doch vielleicht nicht durch die kleine Flußfuhrt zu Fuß zu gehen, wegen der Krokodile. In der Nähe befand sich ein neuer Schmetterlings-Park, der via riesigem Netz den Schmetterlingen die Illusion gab, in relativer Freiheit herum fliegen zu können. Ein riesiges, schwarzes Netz 15-20 Meter hoch – das hatten wir dato noch nie gesehen. Die Anlage innen drin war liebevoll hergerichtet, mit Bäumen, kleinen Wasserfällen, und vielen verschiedenen Arten bunter Schmetterlinge. Damals waren wir nur heftig beeindruckt. Und ich weiß, auch heute beziehen einige europäische Schmetterling-Parks von Australien seltene Arten.
Ein weiteres Highlight in der Umgebung von Cairns war ein eher verwunschener Park in dem es diese meterhohen Luftwurzeln gab, einerseits wundervoll anzusehen, wenn sie riesige Wurzel-Vorhänge gebildet haben, andererseits erwürgend für die Stammpflanze, die sie umschlungen haben. In der Nähe lag ein Hotel mit weitem Blick über die Natur und einem kleinen See direkt neben dem Hotel. Wir hatten ein Zimmer mit Balkon und Blick in diese Unendlichkeit und keine anderen Laute als die der Vögel störten die Stille. Krokodile? Schlangen? Wir hatten natürlich vor beidem Angst – vermutlich auch zu Recht. Aber gesehen haben wir diese giftigsten Schlangen der Welt nur in einem Park. Und auch Krokodile sind uns auf dieser Reise nirgends wirklich begegnet. Unsere Weiterreise ging per Flieger von Cairns nach Alice Springs. Endlich sollte sich doch mein Jugendtraum erfüllen. Ich war gespannt, was mich denn da so erwartet hätte. Es war die blanke Enttäuschung – und 20 Jahre später als ich ursprünglich hin wollte, war das immer noch eine triste und trostlose Stadt, die einfach nur an der Straße vom Norden zum Süden lag. Und allenfalls Durchgangsstation für die damals wenigen Touristen, die zum Ayers Rock wollten. Ich glaube, ich hätte damals den Schock meines Lebens bekommen. Dem Schicksal sei Dank und mein stiller Traum von Alice Springs war an diesem Tag ausgeträumt. Trostlose Aborigines-Siedlungen als Caravan-Park, leider auch viele betrunkene Ureinwohner, die verloren mit der Flasche in der Hand am Straßenrand saßen, ein stinkender Fluß mitten durch Alice Springs, aber auch Reichen-Siedlungen am Rande der Stadt. Natürlich überall die üblichen Kneipen, ein Hotel für die Durchgangs-Reisenden und eine heruntergekommene Autovermiet-Station. Ein Flughafen der eher eine Sandpiste als eine Flugzeugpiste war, wo die Fluggäste per Pedes mit dem Gepäck in der Hand zum Flieger gingen, bzw. heraus kamen. Aber – erstaunlicherweise, es waren immer große Flieger mit bis 60-70 Sitzplätzen, die dort landeten und starteten.
Aber das Land drum herum – einmalig. Nie zuvor hatten wir so etwas gesehen. Auch wenn es eigentlich Winter war in Australien, die Nächte waren kalt, aber tagsüber ging es gut an 30 Grad. Ein bisschen sind wir natürlich auch durch Alice Springs gelaufen, vorbei an einigen wenigen Souvenirläden. Ich erinnere mich noch daran, dass ich dort einen originalen „Boomerang“ gekauft habe, aber nicht die Sorte für die Touristen, sondern einen Jagd - Boomerang. Das heißt, dieser kommt nicht wie üblich zurück zur Hand, sondern betäubt oder tötet das ausgeguckte Tier. Damit haben sich die Aborigines ihre Nahrung geholt. Dieser Holz- Boomerang ist weniger gebogen, mit messerscharfen Kanten und mit Figuren und Göttern der Ureinwohner versehen. Ich habe ihn heute noch. Gewohnt haben wir eine Nacht in einem Hotel und in dem Zimmer gab es nur 1 Bett gab und das auch noch ziemlich durchgelegen. Wäre ja alles noch gegangen, aber mitten in der Nacht hörten wir ungewöhnliches Rascheln und vor Angst wie erstarrt lagen wir im Bett. Eine Schlange – war unser erster Gedanke. Ich machte Licht, konnte aber nichts sehen und aus dem Bett traute ich mich nicht, um nachzusehen was es denn war. Nach einer langen Weile und mehreren Licht-an/Licht-aus - Attacken sahen wir dann endlich den ungebetenen Gast: eine Maus. Wir hatten uns am Abend zuvor in einer Art Pommesbude zwei Sandwiches mit Ei machen lassen, damit wir was auf der Fahrt zum Ayers Rock zu essen hatten. Da die Sandwiches bzw. die Eier darin noch warm und dazu gut in Butterbrotpapier eingepackt waren, legten wir das Ganze zum Auskühlen nur auf den Tisch. Und da hatte eben jemand anderes noch mehr Hunger als wir. Erleichtert schliefen wir wieder ein, Maus hin oder her. Die Fahrt in unserem gemieteten PKW am sehr frühen Morgen zum Ayers Rock war einsame Klasse. Die Sonne ging gerade auf und der feuerrote Sonnenball beleuchtete eine grandiose Landschaft um uns herum. Dieser feuerrote Sand, die wilden Kamele im Morgengrauen am Horizont und die schnurgerade, aspaltierte Straße durch diese Einöde, war ein bis heute unvergesslicher Moment. Damals konnte man problemlos zu den Olgas, dem Nachbar-Gebirge vom Ayers Rock fahren. Die Olgas fanden wir damals viel interessanter als den Ayers Rock – wenn auch nicht unbedingt vergleichbar. Nein, wir waren nicht oben auf dem „Uluru der Aborigines“, aber wir haben uns das von unten intensiv angesehen und sind auch gemütlich drum herum gefahren. Und natürlich haben wir auch dieses abendliche Erlebnis genossen, wenn die Sonne untergeht und der Ayers Rock nacheinander in viele Farben getaucht wird. Zu diesem Zeitpunkt sahen wir auch zum ersten Mal so richtig viele Touristen, die sich dieses Farbspektakel ebenfalls ansahen. Gewohnt haben wir nicht in dem damals einzigen Hotel, sondern kurz daneben, wo all die jungen Leute wohnten und man sich international unterhalten konnte – auf einer Art Campingplatz mit Hütten. Zwei Nächte waren wir dort und ich fand alles ganz toll, besonders den Gedankenaustausch untereinander. War schon damals wie auf einem europäischen Campingplatz heute. Ungewöhnlich und sehr begrüßenswert fand ich eine Ausstellung über das Leben, Sitten und Gebräuche der Aborigines. Mit echten Ausstellungsstücken, wie Jagd – Ess – Kochgeschirr. Auch die Musikinstrumente, z.B. das heute weltweit bekannte „Didgeridoo“ Aber auch Lebensgewohnheiten allgemein, Essensspezialitäten – z.B. die fetten weißen Würmer… Und nach den wenig schönen Bildern der Aborigines in Alice Springs war das besonders wichtig für uns, mehr zu erfahren als das, was wir gesehen hatten. Wir fuhren zurück nach Alice Springs, blieben aber dort nicht länger, da unser Flieger am frühen Abend Richtung Adelaide ging. Unterwegs konnten wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang vom Flieger aus fotografieren. Aufgefallen war uns damals, dass „Adelheid“ wie ein Schachbrett geplant war – so wie es in amerikanischen Städten auch üblich ist. Nur wir kannten das damals alles nicht. Unsere Reise ging mit dem nächsten Mietwagen runter an die Küste. Ganz im Süden erlebten wir erst einmal die Vielfalt und Farbenpracht der ganzen Heerscharen von Vögeln. Weiße, gelbe, rote Kakadus, Papageien vielfältigster Art und jede Menge gelb-rot-grüner Vögel wie z.B. den Kea, die laut, frech und stellenweise dreist waren. Ich fand das herrlich, diese überschwängliche Natur. Natürlich sind wir auch an den sog. 12 Aposteln gewesen – von denen heute nur noch 11 stehen. An Felsen die aussahen wie aufeinander geschichtet, aber ausgehölt vom Wasser mit riesigen Blaslöchern und lautem Getöse ihre Wasser-Fontänen versprühten hatten wir unsere helle Freude. Wir haben um alle Städte einen Bogen gemacht und nur die Natur wirken lassen. Letztendlich landeten wir wieder in Sydney. Dort haben wir alles klassische angesehen. Von der Oper über mehrere Brücken in die Hafenstadt, die heute Touristenplatz ist, damals aber noch aktive Fischfanganlagestelle war bis hin zum höchsten Turm der Stadt mit diesem wahnsinnigen Ausblick bis hin zu den „Blue Mountains“. Zu Fuß haben wir alle sehenswerten (Einkaufs)-Straßen abgeklappert bis wir Blasen an den Füßen hatten und nicht mehr konnten. Das einzige, was wir nicht mehr geschafft haben war eine Hafenrundfahrt und die Besteigung der Brücke. Dann waren 3 Wochen um und wir waren randvoll abgefüllt mit Eindrücken. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir schon, dass wir wiederkommen und dann per Wohnmobil den Westen abklappern wollten. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir monatelang noch bleiben können, aber unser jeweiliger Job hatte eben Vorrang. Wir also in den Flieger und eine Woche Schnupper-Tour nach Neuseeland. Dort hatte ich uns ein kleines Wohnmobil gemietet, da es dort nur Hotels gab, die sauteuer waren, oder halt gar nichts. Wir waren damals auch nur auf der Nordinsel im Schnellverfahren. Obwohl wir eigentlich abgefüllt waren mit Eindrücken – Neuseeland setzte noch einen drauf. Stimmt schon, es gibt dort unendliche Mengen an Schafen, zweibeinige und vierbeinige, aber auch die Kultur der Maoris. Und die hatten es eindeutig besser als die Ureinwohner Australiens.
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